Unsere Kameradin Dr. Johanna Jawinsky starb am 4.7.2025 mit 94 Jahren. Hannelore Rabe teilt hier ihre Gedanken zu „Hanna“.
Wann, wo und wie wir uns kennen gelernt haben, weiß ich nicht mehr. Gehört haben wir schon oft von ihr. So hieß es: „Hanna war auch dabei“, „Hanna hat darüber geschrieben“, „Hanna kommt auch mit“.
Aus meiner Sicht bestand Hanna aus drei Schwerpunkten: Familie, Antifaschismus, Wandergruppe.
So nach und nach erschloss uns aus ihrem Erzählen und Berichten die Struktur der Familie. Da für sie all ihre Kinder und Enkel gleich wichtig und einzigartig waren, erwartete sie das auch von uns, obwohl wir kaum einen von ihnen persönlich kannten. So eine Familie zu haben ist schön, oft gibt es das ja nicht.
Für ihre Enkel und alle nachfolgenden Generationen kämpfte Hanna um eine bessere Welt, und das tat sie unermüdlich und bei jeder Gelegenheit. Keine Demonstration ohne Hanna, keine Veranstaltung, Versammlung auf der sie nicht für ihre Überzeugung warb, Zustimmung und Aktivität forderte. Sie nutzte ihre Kontakte, ob Dänemark, Hamburg, Mokry-Freunde oder andere Hinterbliebene, auch unser Friedhof-Projekt und die Enkelgeneration waren ihre Themen. Mir kam sie vor wie in einem Mühlenbach von Stein zu Stein springend, jedes Mühlenrad antreibend und dann weiter springend. Enttäuscht, ja wütend war sie, wenn ihr derjenige, dem sie das Mühlenrad für weitere Aktivitäten und Schwung übergab, dies nicht in ihrem Sinne tat, ihr träge oder gleichgültig erschien. Hatte derjenige Gründe oder eine andere Meinung, ließ sie das ungern gelten. Auch ich diskutierte oft mit ihr, versuchte sie auf Argumente oder Fakten hin zu weisen. Dann hörte sie geduldig zu, sah mich groß an, sagte: „Du hast recht … Aber …“
Trotzdem hat unsere Hanna viele Mühlenräder angeschoben und viele drehen sich noch heute, trotz Knüppeln im Mühlenbach aus Politik und der rechten Szene kommend, trotz Gegenströmung und Schlammlöchern. Hannas, auch unser Antifaschismus hat sich verändert, andere Gründe, Mittel und Methoden werden den künftigen Kampf bestimmen. Aber es wird auch weiterhin kein Kampf gegen Windmühlenflügel sein. Enkel- und spätere Generationen werden Mühlenräder in Schwung bringen, wie Hanna. Dafür danke ich ihr.