Wir trauern um unseren Kameraden Dozent Dr. Klaus Ulrich Rabe. Er starb am 4. April 2022 im 96. Lebensjahr. Wir verlieren mit Uli in Mecklenburg-Vorpommern den letzten Überlebenden eines Vernichtungslagers des deutschen Faschismus.
Als sogenannter „Halbjude“ war er mit 17 Jahren von den Nazis zur Zwangsarbeit in ein Lager in Frankreich deportiert worden. Hier lernte der Sohn eines Arztes und einer Oberschwester aus Zwenkau den Faschismus zutiefst hassen. Diese Erfahrungen prägten seine Überzeugungen, sein Leben. Uli Rabe wurde 1947 in Leipzig bei deren Gründung Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN). 1945 war er der SPD beigetreten und bis zum Ende der DDR Mitglied der SED.
Nach der Schlosserlehre in Böhlen, studierte Uli Rabe Maschinenbau in Berlin und Dresden. Danach arbeitete als Ingenieur in der Maxhütte Unterwellenborn und bereitete seine Dissertation für die Promotion zum Dr. Ing. vor. Nachdem er in einem Ministerium tätig war, wurde Uli Rabe zum Direktor eines wissenschaftlich-technischen Instituts in Leipzig berufen. Im Zusammenhang mit seinem Umzug nach Rostock nahm er eine wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Schiffbau auf. Von 1973 bis 1978 war Dr. Klaus Ulrich Rabe dann Wissenschaftsattaché an der DDR-Botschaft in Tokyo. Nach seiner Rückkehr aus Japan war er bis 1987 Dozent an der Ingenieurhochschule für Seefahrt in Warnemünde. In Lehre und Forschung einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten, war sein Credo für ein sinnvolles Leben. Mehrere Patente lauten auf seinen Namen.
Auch nach 1990 wirkte Uli Rabe aktiv in der VVN-BdA, war Mitglied des Bundes- und des Landesvorstandes M-V. Engagiert vermittelte Uli seine antifaschistische Haltung, seine Erfahrungen als Verfolgter des Nazi-Regimes vor allem an die Jugend. Er sprach und diskutierte in Schulen und bei öffentlichen Begegnungen. Damit leistete er nicht nur einen wertvollen Beitrag zur politischen Bildung, sondern auch zur Entlarvung aktueller neofaschistischer Erscheinungen. Das gilt auch für seine zahlreichen Interviews sowie eine Vielzahl anderer Veröffentlichungen und nicht zuletzt für sein Buch „Der Uli, der ist ein Jude“. Uli Rabe verstand zu überzeugen, seine antifaschistisch-sozialistische Haltung vorzuleben.
Wir werden Uli Rabe als Streiter für den Antifaschismus, gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus, für Humanismus und Toleranz vermissen.
Uli, dieser aufrichtige, ausstrahlende, den humanistischen Traditionen und Werten verpflichtete Mensch, ein Freund und guter Kamerad lebt in unseren Erinnerungen weiter. Er wollte durch sein berufliches und politisches Wirken eine Spur hinterlassen, das ist ihm gelungen.
Unser tiefes Mitgefühl gehört unserer Kameradin Hannelore Rabe, die Uli viele Jahre als seine Ehefrau begleitete, sowie ihren Söhnen.
Wir werden Dr. Klaus Ulrich Rabe nicht vergessen und ihm jederzeit ein ehrendes Andenken bewahren.