Zum 80. Jahrestag der Ermordung von Erich Mühsam
Erich Mühsam – Ein Lyriker ? Ein Anarchist ?
— Ein Antifaschist und Opfer des Naziregimes !
Geboren am 6. April 1878 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin; ermordet vor 80 Jahren in
der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg, dem provisorischen Vorläufer des
Lagers Sachsenhausen.
Aufgewachsen ist Erich Mühsam in Lübeck,wurde wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“
vom Gymnasium relegiert, war Apothekergehilfe und seit der Jahrhundertwende als freier
Schriftsteller und Kaberettist über ein Jahrzehnt dem literarisch – satirischem Kabarett der
Vorkriegszeit im kaiserlischen Deutschland verbunden.
1910 Anklage wegen „des Versuches, das sogenannte Lumpenproletariat zu sozialistischem
Bewußtsein heranzuziehen.“.
Am 15. September 1915 heiratete Erich Mühsam Kreszentia Elfinger, genannt Zenzl.
Über den 1. Weltkrieg schrieb er: „Krieg ist organisierter Massenmord und schon deshalb
schlechthin unsittlich“. Wegen Dienstverweigerung wurde er Anfang 1918 für 6 Monate in
den „Zwangsaufenthalt“ in die Festung Traunstein geschickt, wie es in seinem Buch
„Abrechnung“ heißt.
Die weiteren Stationen: im November 1918 führendes Mitglied im Münchener
Revolutionären Arbeiterrat, am 7. April 1919 maßgebliche Beteiligung an der Ausrufung
der bayerischen Räterepublik. Nach deren blutiger Niederschlagung durch Soldaten der
sozialdemokratisch geführten Reichswehr und rechten Freikorpsverbänden Verhaftung,
Standgericht: 15 Jahre Festungshaft. Durch die sogenannte „Hindenburg-Amnestie“ ( die
eigentlich „Hitler-Amnestie“ heissen müßte, da sie den münchener Putschisten des Jahres
1923 galt) kam Mühsam Weihnachten 1924 auf Bewährung wieder frei.
Seitdem lebte er als Schriftsteller, antifaschistischer Publizist und Herausgeber der Zeitschrift
„Fanal“ in Berlin.Er engagierte sich für die Gefangenenhilfsorganisation „Rote Hilfe“,
arbeitete an der Zeitschrift „Weltbühne“ und war künstlerischer Berater der „Piscator –
Bühne“ und ein unermüdlicher Aktivist gegen neue Kriegsgefahr und die heraufziehende
Naziherrschaft.
Er war der bestgehaßte Schriftsteller im Nazi-Regime, für den Joseph Goebbels forderte:
„Dieses rote Judenaas muß krepieren!“
Am Vorabend seiner Flucht aus Deutschland – die Fahrkarten waren gekauft, die Koffer
gepackt – wird Erich Mühsam am 28. Februar 1933 im Rahmen der Massenaktion zum
Reichstagsbrand in der Nacht verhaftet, in mehrere Gefängnisse und Lager verschleppt,
über Monate grausam mißhandelt und am 2. Februar 1934 ins KZ Oranienburg
transportiert und dort in der Nacht zum 10. Juli 1934 von SS- Leuten viehisch ermordet.
Am 12. Juli 1934 verbreiteten Nazipresse und -rundfunk, Erich Mühsam habe „sich selbst
erhängt“.
Überlebt haben seine Lieder und Gedichte, seine Schriften und Dramen, die Erinnerungen
seiner Zeitgenossen und die Ideen, für die er gekämpft hat.
In seinem „Totenlied“ klingt es wie ein Vermächtnis:
„… Menschen, laßt die Toten ruhn,
Euer ist das Leben. …
Wollt Ihr denen Gutes tun,
die der Tod betroffen:
Menschen, laßt die Toten ruhn
und erfüllt ihr Hoffen !“
Jürgen Weise
In Rostock erinnern die Erich – Mühsam – Strasse in Reutershagen und ein Gedenkstein in
der Kopernikus – Str. / Ecke Tschaikowski – Str. an den antifaschistischen Dichter und Publizisten.
Dort befindet sich heute eine Liegenschaft desBundesvermögensamtes,zu DDR –
Zeiten Standort eines Artillerie-Regimentes der NVA. Am 7.10. 1969 erhielt die Kaserne
den Namen „Erich Mühsam“; am 01.03.1987 wurde dem Regiment der Name im Rahmen der
antifaschistischen Traditionspflege verliehen.
Was bis heute trotz umfangreicher Recherchen nicht ermittelt werden konnte: Aus welchem
der beiden Anlässe wurde der Gedenkstein wann errichtet und wer war oder ist der
Schöpfer dieses Denkmals.
Der Vorstand von VVN – BdA Rostock lädt ein zu einer Gedenkveranstaltung anläßlich des
80. Jahrestages der Ermordung von Erich Mühsam:
Tag und Uhrzeit: Mittwoch, 9. Juli 2014, 17:00 Uhr
Ort : Gedenkstein Kopernikusstrasse
( Zu erreichen mit den Buslinien 25 (Doberaner Platz – Thomas-Morus-Str.) bzw.
27 (Hbf. Nord – Markt Reutershagen),
Haltestelle „Schwimmhalle“